Wenn, wie unser Spruch es so sagt, wirklich niemand die Absicht hätte, 100 Meilen zu laufen, dann hätten wir auch kein Problem gehabt. Es gibt aber inzwischen immer mehr Leute, die die Absicht haben, unseren Mauerweglauf zu laufen, also fängt unsere Geschichte diesmal ganz anders an…
Da gab es mal ein Virus und das hatte die Absicht, unsere 100 Meilen verschwinden zu lassen. Im letzten Jahr funktionierte das sogar und lange sah es so aus, als ob das Virus auch 2021 die Oberhand bekäme. Es war ein langer Leidensweg mit einer Suche nach Genehmigungen und akzeptablen Hygienekonzepten und es war fast ein Wunder, dass am 14. August im Cantianstadion 529 LäuferInnen an der Startlinie zum Mauerweglauf 2021 standen. 382 davon waren EinzelläuferInnen, 147 waren Teil einer Staffel, die es bei uns immer in 3 Gestalten gibt: die 2-er Staffel, die 4-er Staffel und die 10+-Staffel.
Bei den Einzelläufern bildete sich schon schnell eine Spitzengruppe von 6 Läufern, die sich immer wieder gegenseitig überholten. Dabei waren der Vorjahressieger Sascha Dehling von unserer LG Mauerweg Berlin und der Topfavorit aus Spanien Ivan Penalba Lopez, der mit einer Bestzeit über 100 Meilen von 13:07 Stunden den Streckenrekord von Mark Perkins aus 2014 (13:06 h) knacken wollte. Wie vor zwei Jahren war die schwüle Hitze aber auch diesmal Spielverderber und nach 90 Km liefen bei den Männern nur noch Ivan Penalba Lopez und der Deutsche Patrick Kaczynski um den Sieg. Patrick konnte kurz die Führung übernehmen, aber das weckte den Ehrgeiz von Ivan, der Ordnung schaffen wollte. Er lief ab da schön gleichmäßig – aber das tat Patrick auch und der Spanier konnte nie einen beruhigenden Vorsprung ausbauen. Dass Lopez am Ende in einer Zeit von 14:06:41 Stunden gewann, war sehr verdient, aber es war auch ein toller Kampf, in dem er nur knappe 8 Minuten Vorsprung auf Patrick hatte (bei einem Marathon ist das viel, bei einem 100-Meiler fast gar nichts). Das zeigte sich auch in den Reaktionen von den Protagonisten, als Patrick voller Begeisterung ins Ziel kam und die beiden sich in die Arme flogen. Der Däne Morten Thye kam nach 15:31 Stunden ins Ziel und komplettierte das internationale Podium. Lokalmatador Sascha Dehling wurde nach einem Tag mit Magenproblemen 5. – nach dem Hamburger Jens Abernetty.
Bei den Frauen zeigte sich eine enorme Leistungsdichte an der Spitze. Bei den ersten 12 Zieleinläufen gab es 5 Frauen. Bei Km 100 ließ sich das aber noch gar nicht vorhersagen. Im Allgemeinen zeigt sich also, dass sich die Frauen das Rennen besser als die Männer eingeteilt haben. Die Israelerin Shine Bar lief fast das ganze Rennen an der Spitze. Immer so um die 20 Minuten später kam Backyard Ultra Queen Marina Kollassa vorbei. Weil die Splitzeiten von beiden Spitzenreiterinnen in den letzten Wettkampfstunden nur ein wenig nachließen und weil Sarah Mangler ein erstaunlich konstantes Rennen lief und ein fulminantes Finish in den Beinen hatte, wurde es noch mal sehr spannend. Sie zog an Marina vorbei und finishte nur 47 Sekunden später als Shine. Alexandra Mutter und Luise Wuttke landen auf Platz 4 und 5.
Bei den 2-er Staffeln konnten die Berliner Jungs vor den Italienern von #apalladefoco und Team Hannover gewinnen. Bein den 4-er Staffeln waren die dynamischen 4 etwas schneller als die Days of 2016 und LT Waldblick. Der 10plus Staffelwettbewerb wurde gewonnen vom Potsdamer Team X vor Schwabenpfeils Next Generation und der Schülerstaffel vom Hedwig Bollhagen Gymnasium in Velten.
Beim Mauerweglauf geht es aber immer um viel mehr als um diesen Wettkampf ganz vorne. Es geht um das überwinden von den eigenen Grenzen; es geht darum, etwas zu schaffen, was unmöglich scheint. Ob der eigene Anspruch beim Ankommen innerhalb von der Cut-Offzeit von 30 Stunden liegt oder ob der beim Gewinn des Buckles liegt, den man für ein Finish unterhalb von 24 Stunden bekommt, oder ob der bei der eigenen Bestzeit liegt, ist letztendlich egal. Wir versuchen diese Grenze zu finden und sie zu überschreiten. Der Mauerweglauf erinnert aber auch an die Opfer der früheren Grenze, die Deutschland zwischen 1961 und 1989 teilte – speziell an die Opfer der Berliner Mauer. In diesem Jahr ehrten wir bei Km 29 ganz besonders Dieter Berger, der 1963 versehentlich in eine Grenzanlage geriet und dabei erschossen wurde.
Der Mauerweglauf ist aber auch ein Fest, bei dem sich über 400 Volunteers sich rund um die Uhr für die LäuferInnen einsetzen. Und wir können uns nur freuen, dass sowohl diese Volunteers als auch die LäuferInnen dieses Fest trotz der schweren Bedingungen möglich gemacht haben. Danke.
Wir sehen uns am 13./14. August 2022 wieder.
Für die Statistik:
Gestartet | Ins Ziel gekommen | |
Einzel männlich | 303 | 221 (73%) |
Einzel weiblich | 79 | 53 (67%) |
2er Staffel | 38 | 31 (82%) |
4er Staffel | 66 | 65 (98%) |
10+ Staffel | 43 | 42 (98%) |
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